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Update Dezember 2017

Liebe Leserinnen und Leser, 

ich hoffe, Ihr habt die Weihnachtsfeiertage gut überstanden und seid gut ins neue Jahr gekommen. 

Bei mir ist im letzten Monat sehr viel passiert, so hatten wir am 23. November das traditionelle Thanksgiving, bei dem es natürlich die Klassiker wie Truthahn und Apple-Pie gab. Wir haben Thanksgiving im großen Kreis der Familie im Bundesstaat Rhode Island gefeiert und dafür sogar den Gemeindesaal einer Kirche, in der eine Schwester meiner Gastmutter arbeitet, gemietet. So hatte ich auch die Gelegenheit, einen Großteil der Verwandten mütterlicherseits kennenzulernen und diese im Spiel Cornhole zu besiegen. Cornhole ist ein Spiel, bei dem es darum geht, mit Sand gefüllte Säckchen auf eine schräg stehende Holzplatte zu werfen, um einen Punkt zu bekommen oder in ein Loch auf der Platte, um drei Punkte zu bekommen. Hier in Connecticut ist es ein weit verbreitetes Spiel, das man meist beim Camping oder eben auf (Familien-)Feiern spielt und es wurde mit der Zeit hier zu meinem Lieblingsspiel. Mein erstes Thanksgiving war definitiv ein Ereignis, an das ich mich gerne und lange erinnern werde, weil es toll war, den Rest meiner Gastfamilie kennenzulernen und zum ersten Mal ein echtes Thanksgiving Dinner zu haben. Ich wollte mich auch an den Vorbereitungen beteiligen und habe versucht, einen Fantakuchen zu backen, jedoch habe ich im Stress vergessen, die Gradzahl meines deutschen Rezepts (225 Grad) von Celsius in Fahrenheit umzurechnen und es wurde trotz einer Backzeit von knapp vier Stunden (ich war mir sicher, er wird noch) bei einer Temperatur von 30 Grad Celsius (225 Grad Fahrenheit) nur ein lauwarmer flüssiger Teig, der sich gleichmäßig im Backofen verteilte. So wurde es statt eines Kuchens, eine Tafel Schokolade, die mir vorher aus Deutschland geschickt wurde.

Nachdem wir abends von der Thanksgivingfeier zurückkamen, wäre ich sehr gerne ins Bett gegangen, aber das ging nicht, da ich ja auch unbedingt beim amerikanischen Black-Friday Shopping dabei sein wollte und das amerikanische Black Friday Shopping fängt anders als in Deutschland um 0 Uhr an. Also versorgte ich mich mit ausreichend Kaffee und dann wurde ich auch schon abgeholt. Wir fuhren zu einer Mall im Bundesstaat Massachusetts, welcher nicht weit entfernt ist, und „shoppten“ dort unsere Black Friday Deals bis ungefähr 5 Uhr morgens. Danach ging es hundemüde nach Hause und ich konnte ein wenig Schlaf nachholen. Für mich war es ein tolles Erlebnis, gerade weil ich einmal das originale amerikanische Black Friday Shopping miterleben durfte und es meine Vorstellung eines „eiskalten Kampfes“ um die besten Schnäppchen ein wenig korrigierte, da es diese aus dem Fernsehen bekannten „Kämpfe“ um die besten Schnäppchen zwar in einigen Regionen gibt, jedoch nicht überall und auch nicht bei uns. 

Sobald Thanksgiving vorbei ist, beginnt die inoffizielle Weihnachtssaison, was man unschwer an stark dekorierten Häusern und einer Überzahl an Weihnachtssongs in sonst normalen Radiosendern erkennen kann. Ich persönlich war am meisten von den Fernsehsendern „geflasht“, welche nur von November bis Januar verfügbar sind und ausschließlich Weihnachtsfilme zeigen. Auch in der Schule bemerkt man die Weihnachtszeit an verschiedenen Aktionstagen wie zum Beispiel am „Ugly-Christmas-Tie Day“, an dem man eine hässliche Weihnachtskrawatte tragen soll und es gab schon sehr sehr hässliche Exemplare. Mein Lieblingstag war der „Ugly-Christmas-Sweater Day“, an dem wir einen möglichst hässlichen Weihnachtspullover tragen sollten. Leider hatte ich keinen, aber eine Freundin hat mir einen tollen, sehr hässlichen, Katzenweihnachtssweater geliehen. Jedoch steht ein eigener Christmas-sweater ganz oben auf meiner Einkaufsliste für die nächste Weihnachtssaison.  Auch wenn es offiziell erst am Christmasmorning (25. Dezember) Geschenke gibt, haben wir bei der traditionellen Christmas-Eve-Feier (24. Dezember) der Familie meines Gastvaters schon ein paar Geschenke verteilt, da wir uns sonst in der nächsten Zeit nicht mehr sehen. Generell war es ein schöner, sehr langer Abend, an dem ich viele neue Menschen aus der Familie meines Gastvaters kennengelernt habe. Am nächsten Morgen, dem Weihnachtsmorgen, wurde ich unsanft und viel zu früh von meinem kleinen Gastbruder geweckt, der schnellstmöglich die Geschenke auspacken wollte und dafür mussten wir nun mal alle wach sein. Meine Gasteltern wussten natürlich, dass er sehr aufgeregt sein wird und sagten: „Du darfst uns nicht vor 7 wecken“. Jetzt ratet mal, bei wem um Punkt 7 die Lichter angeknipst wurden, damit man endlich aufsteht ;)       

Nachdem wir dann aus der Sicht meines kleinen Gastbruders endlich aufgestanden sind, konnte die Bescherung beginnen und anschließend kamen meine Gastgroßeltern, die Eltern meines Gastvaters, mit denen wir eigentlich frühstücken wollten. Jedoch gab es einen Schneesturm, weshalb sie viel später als geplant kamen und das Frühstück wurde zu einem Mittagessen. Insgesamt hat mir die amerikanische Weihnachtszeit mit all ihren Aspekten wie unfassbar vielen Weihnachtsfilmen (ich bin mir sicher, dass ich dieses Jahr mindestens 25 mit meiner Gastfamilie geschaut habe), hässlichen Christmas-Sweatern und glücklicherweise für mich viel, für meine Gastfamilie wenig, Schnee sehr gut gefallen und ich fand es toll, so viele neue Menschen zu treffen. Ich freue mich schon auf das Weihnachtsfest mit der Familie meiner Gastmutter, welches wir am 7. Januar nachholen.

Damit Weihnachten für alle Menschen ein schönes Fest wird und niemand auf Grund seiner Armut darauf verzichten musste, hat die örtliche Tafel eine Weihnachtsausgabe veranstaltet und es war für mich definitiv eins der prägendsten Erlebnisse bis jetzt, vor allem in der Weihnachtszeit, zu sehen, wie dankbar unsere Gäste für die Hilfe der Tafel waren und teilweise vor Dankbarkeit und Glück, dass sie nun doch Weihnachten feiern können, angefangen haben zu weinen. 

Auch wenn die Weihnachtszeit oft für Austauschschüler die Zeit ist, in der Heimweh aufkommt, habe ich definitiv kein Heimweh, was auch an meiner tollen Gastfamilie liegt, die sich sehr gut um mich kümmert und mich wie sie sagen „zu sehr auf Trab halten, um Heimweh zu bekommen“.

Am 28. Dezember war dann ein weiteres, unvergessliches Highlight in diesem erlebnisreichen Monat, ein Besuch in New York City. Schon als wir von weitem die Skyline gesehen haben, blieb mir der Atem weg und meine Begeisterung hielt den ganzen Tag an während wir am Rockefeller Center, dem Empire State Building und dem Broadway vorbei schlenderten. Meine persönlichen Highlights waren das UN-Hauptquartier und der Times Square, bei dem man nicht wusste, wo man hinschauen soll, weil es so viele Lichter, Schilder, Menschen und Shops gab. Da uns schon vorher klar war, dass wir New York City nicht an einem Tag komplett besuchen können, haben wir uns die Attraktionen aufgeteilt, da wir im April noch einmal kommen. Das Wetter spielte bei dieser Aufteilung eine große Rolle, da es an dem Tag -10 Grad kalt war und wir dementsprechend eher Gebäude oder Attraktionen, bei denen wir nicht lange draußen in einer Schlange stehen mussten, besucht haben. So holen wir zum Beispiel die „State of Liberty“ im April nach. Generell war es für mich nach knapp 4 Monaten in einer Kleinstadt eine große Umstellung, plötzlich wieder in einer Großstadt zu sein und ich habe es sehr genossen. New York City wurde definitiv zu meiner Lieblingsstadt, dabei kann ich gar nicht genau sagen, welcher Ort oder welches Gebäude mich dazu bewegt hat, es war einfach der „Spirit“ und Stil dieser Stadt und der Menschen, der mich so fasziniert hat. Jedoch ist New York City in meiner Sicht die Stadt, in der Armut und Reichtum am auffälligsten aufeinandertreffen, wie ich es vorher noch nie gesehen habe. So ist es vollkommen normal, dass es an jeder Straßenecke bettelnde Menschen gibt, während gegenüber ein Tower steht, in dem ein Apartment mehrere Millionen Dollar kostet oder eine Familie in einer Nebenstraße in großen Kühlschrankkartons lebt und daneben ein 250.000 Dollar Rolls Royce parkt. Dieser Kontrast von Armut und Reichtum auf engstem Raum hat mich geschockt und mein persönlicher Grund, warum New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio mit einem überragenden Ergebnis von 73% gewählt wurde, ist, dass er diese Probleme ansprach und versprochen hat, Bürger/innen mit einem Einkommen von über 500.000 Dollar höher zu besteuern, um es in vorschulische und schulische Projekte zu stecken. Die Förderung Bildung, welche durch diese Projekte stark profitiert und die es Kindern aus finanziell schwachen Familien ermöglicht, aus dem Teufelskreis der Armut zu entfliehen, ist gerade in ärmeren Stadtteilen wie der Bronx oder Brooklyn auf große Zustimmung gestoßen, weshalb knapp 80% der Menschen in diesen Stadtteilen für Bill de Blasio stimmten.

Der Besuch New York City war aber nicht der einzige Großstadtbesuch im Dezember, ich hatte auch endlich den lang ersehnten Besuch in Washington D.C, der durch das Parlamentarische Patenschafts Programm ermöglicht wird und es war definitiv eine der besten Wochen, die ich bis jetzt hatte, da ich viele schon vorher bekannte Freundinnen und Freunde wieder traf, aber auch viele neue beeindruckende Personen kennenlernte, die zu Freundinnen und Freunden wurden, es ein unfassbar detailliertes Programm mit ausschließlich guten Programmpunkten gab und ich noch nie so viel in so einer kurzen Zeit gelernt habe. In der Woche ging es darum, etwas über US-Geschichte, aber auch über aktuelle Politik zu lernen, Führungsskills zu erlernen und diese anzuwenden, wie wir dies beispielsweise bei einem Brainstorming für ein Projekt, welches der Community in unserer Stadt hilft, taten. Eis meiner persönlichen Highlights war ein diplomatisches Planspiel mit zwei amerikanischen Botschafterinnen, bei dem wir entweder ein Land oder eine Organisation mit ausreichend Informationen und Interessen in diesem Konflikt zugeteilt bekamen, verhandelten und auch fast einen Deal hatten, jedoch war die Zeit auf Grund des taffen Zeitplans in der Woche leider vorbei und wir mussten aufhören. Ein anderes Highlight war der Tag, den wir auf dem Capitol Hill, der „Berg“, auf dem die politisch wichtigen Gebäude wie der Senat oder der Supreme Court stehen, verbrachten und zwischen den Treffen mit den Repräsentantinnen und Repräsentanten und Senator/innen unseres Bundesstaates Zeit hatten, die Gegend und Gebäude auf eigene Faust zu erkunden. Mit meinen Freunden Joshua und Tim habe ich eine Tour durch das Capitol gemacht und Einblicke in den Senatssaal bekommen. Mir hat die Woche sehr gut gefallen und ich erinnere mich gerne an die Zeit mit den beeindruckenden Besuchen von Gebäuden, die ich bis dahin nur aus meinem Government-Kurs kannte. Dieser Besuch wurde uns in der Form durch das PPP ermöglicht, wofür ich sehr dankbar bin und hoffe, dass viele weitere Generationen von PPPler/innen diesen einzigartigen Besuch ermöglicht bekommen.

Für mich beginnt in dieser Woche wieder der ganz normale Alltag, jedoch ist dieser Alltag mit durchschnittlich -10 Grad weitaus kälter und schneereicher, als er vor der Weihnachtszeit war. Für den nächsten Monat habe ich geplant, gemeinsam mit einer Lehrerin, die den „German Club“ in unserer Schule leitet, mein Projekt eines Deutschkurses nach der Schule umzusetzen, in dem ich ein wenig Deutsch für Interessierte „unterrichte“.

Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal, 

Nikolas Neuhöfer

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